Rebekka Sommer, Marketing für soziale Einrichtungen

Hosentaschenmarketing für soziale Einrichtungen – Impulse für Selbstlernen & Workshop

Du willst das Marketing eurer sozialen Einrichtung verbessern? Vielleicht mit einer Fortbildung zur Öffentlichkeitsarbeit speziell für soziale Einrichtungen? Oder mit einem Marketing-Workshop für euer ganzes Team? Hier findest du Ideen, wie du einen solchen Workshop selbst gestaltest oder dich gedanklich vorbereitest, um die Öffentlichkeitsarbeit eurer sozialen Einrichtung effektiver zu gestalten. Denn: gutes Marketing beginnt im Kopf!

5 Denkanstöße fürs Marketing in sozialen Einrichtungen

Mit welchen Beispielen aus deiner Praxis kannst du diese Denkanstöße belegen oder widerlegen? 

  1. Öffentlichkeitsarbeit schafft den Nährboden, damit Marketing oder Werbung gelingt.
  2. Öffentlichkeitsarbeit beugt Krisen vor.
  3. Öffentlichkeitsarbeit beginnt mit dem Tür-und-Angel-Gespräch.
  4. Öffentlichkeitsarbeit ist erfolgreich, wenn Zielgruppen in eigenen Worten wiedergeben können, wofür eine Organisation steht.
  5. Marketing ist erfolgreich, wenn die Geschichten, die über eine Organisation erzählt werden, mit dem übereinstimmen, was die Organisation erzählen möchte.

Im Marketingworkshop: Besprecht euch 5 Minuten zu zweit und tauscht euch dann im Plenum aus.

Eine kurze Geschichte der Öffentlichkeitsarbeit

1930er-Jahre: Der Publizist Carl Hundhausen beschreibt Public Relations als die Kunst, durch gesprochene oder gedruckte Worte, Handlungen oder sichtbare Symbole eine günstige öffentliche Meinung für eine Firma, deren Produkte oder Dienstleistungen zu schaffen.

1950er-Jahre: In Deutschland beginnt ein theoretisches Herantasten an den amerikanischen PR-Begriff mit verschiedenen Umschreibungen wie „Moderne Meinungspflege“ oder „Kunst der Meinungspflege“. Der Publizist und Unternehmensberater Albert Oeckl prägt den Begriff „Öffentlichkeitsarbeit“ in Deutschland stark. Er beeinflusst die Disziplin der Öffentlichkeitsarbeit, indem er sie mit der „modernen Meinungspflege“ verbindet.

Albert Oeckl unterscheidet Öffentlichkeitsarbeit von Werbung oder Propaganda, indem er auf ethische Aspekte hinweist. Während Werbung primär darauf abzielt, den Absatz von Produkten und Dienstleistungen zu fördern, und Propaganda oft manipulative Techniken verwendet, um bestimmte Überzeugungen oder Verhaltensweisen zu erzwingen, basiert Öffentlichkeitsarbeit auf Transparenz, Wahrheit und dem Ziel, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen.

1970er-Jahre: PR-Agenturen expandieren weltweit und werden professioneller. Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, Expert*innen zu engagieren, um ihre Reputation zu verwalten und Krisen zu bewältigen.

1980er-Jahre: Mit der zunehmenden Globalisierung richten Unternehmen und Organisationen ihre PR-Strategien internationaler aus. Skandale und Krisen wie der Exxon Veldez-Öltankerunfall führen zur Entwicklung spezialisierter Krisenmanagement-PR.

Beispiel: McDonalds erkennt die Bedeutung der kulturellen Anpassung von Kommunikationsstrategien und passt seine Menüs an lokale Geschmäcker an, wie „McAloo Tikki“ in Indien oder „Teriyaki Burger“ in Japan. Im gemeinnützigen Bereich richten Organisationen wie UNICEF, Greenpeace, Amnesty International oder das Rote Kreuz ihre PR-Strategien mit globalen Kampagnen international aus.

1990er-Jahre: Das Internet verändert die PR-Landschaft. E-Mails, Websites und später auch soziale Medien ermöglichen eine direktere und schnellere Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Unternehmen beginnen, ihre soziale Verantwortung und Nachhaltigkeitsbemühungen zu betonen (Corporate Social Responsibility; CSR).

2000er-Jahre: Plattformen wie Facebook, Twitter und LinkedIn werden zu wichtigen PR-Instrumenten. Unternehmen können direkter mit ihren Zielgruppen interagieren und schneller auf Feedback reagieren. Gleichzeitig steigt die Informationsflut – und damit „Werbemüdigkeit“ oder „Werbeblindheit“. Content Marketing wird zur neuen Schlüsselstrategie, um Zielgruppen effektiv zu erreichen.

Content Marketing heißt beraten, informieren und unterhalten, statt werblich kommunizieren. Blogs, Podcasts und Videos werden populär.

2010er-Jahre: In sozialen Medien gewinnen Influencer*innen an Bedeutung. Unternehmen beginnen, sie für ihre PR-Kampagnen zu gewinnen. Die Tools zur Messung und Bewertung von PR-Maßnahmen sowie zur Überwachung von Medienberichterstattung und sozialem Feedback werden immer ausgefeilter. Ethische Standards in der PR werden weiter betont, besonders auf Transparenz und Authentizität bezogen.

2020er-Jahre: KI und Automatisierung werden in der PR eingesetzt, um große Datenmengen zu analysieren und personalisierte Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Dazu gehören Chatbots auf Websites, um Kundenanfragen zu beantworten, oder E-Mail-Kampagnen, die auf die Interessen und das Verhalten der Empfänger zugeschnitten sind.

Die COVID-19-Pandemie erforderte schnelle, transparente Kommunikation. Unternehmen und Organisationen passen ihre PR-Strategien an, um ihre Stakeholder in einer Zeit der Unsicherheit zu informieren und zu beruhigen. Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit rücken stärker in den Fokus der PR.

Beispiele aus dem Marketing sozialer Einrichtungen

  1. Eine soziale Einrichtung Organisation möchte ihren Tag der Offenen Tür in der Lokalzeitung ankündigen. Im Gegensatz zu einem regionalen Unternehmen muss sie für diese »Werbung« nicht bezahlen. Doch leider enthält der Artikel, der schließlich erscheint, aus Sicht der sozialen Einrichtung mehrere ungeschickte Formulierungen. Was ist ein guter Weg, damit umzugehen?

  2. Die Redaktion einer Fachzeitschrift für Soziale Arbeit legt bislang großen Wert auf Fachsprache, wissenschaftliche Titel der Autor*innen, seriöse Bilder und diskutiert immer wieder, ob es nicht Peer-Reviews brauche. Ein Teil der Redaktion argumentiert allerdings auch, ob es für die Praxis Sozialer Arbeit nicht wichtiger sei, Geschichten und Beispiele aus dem Alltag der Sozialen Arbeit zu erzählen und die Texte als praktische Anleitungen zu verfassen. Welche Argumente sprechen wofür?

  3. Eine jugendpsychiatrische Klinik erhält regelmäßig negative Google-Bewertungen, in denen Eltern Fehleinschätzungen durch mangelnde Partizipation beklagen. Nun möchte die Klinik ihre Kommunikation verbessern und wirbt dafür beim Träger um zusätzliche Ressourcen. Welche Argumente könnten überzeugen? Um welche Formen der Kommunikation geht es hier?

  4. Eine Sozialarbeitsprofessorin und die PR-Frau ihrer Hochschule diskutieren immer wieder, ob die Hochschule Google-Werbung schalten soll, um wissenschaftlichen Nachwuchs zu gewinnen. Was könnten die Pro- und Contra-Argumente sein?

Im Marketingworkshop: Teilt euch in kleine Gruppen auf und besprecht jeweils eins der Beispiele. Tragt anschließend zusammen: Worum geht’s hier? Was könnte im Marketing sozialer Einrichtungen besonders wichtig sein? Was ist anders als bei Unternehmen mit kommerziellen Interessen?

Was ist der Unterschied zwischen Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Werbung und Co.?

Öffentlichkeitsarbeit

  • Ziel: durch systematische Kommunikation Verständnis, Bekanntheit und Vertrauen schaffen.
  • Fokus auf Austausch mit der Öffentlichkeit, um einen Nährboden für kurzfristige Kommunikationsziele zu schaffen.

Marketing

  • Ziel: Sichtbarkeit, Positionierung, Erfolg kommunizieren
  • Fokus: positive Aspekte und Nutzen herausstellen

Werbung

  • Ziel: Fachkräfte, Spenden, Engagierte gewinnen
  • Fokus: Gezielte Werbemaßnahmen, um Anschlusshandeln sicherzustellen (z.B. Klick, Spende, Bewerbung)

Influencing

  • Ziel: Beeinflussen von Meinungen und Überzeugungen.
  • Fokus: durch soziale Medien und andere Plattformen eine breite Reichweite erlangen, um Themen wie Armut oder Chancengleichheit öffentlichkeitswirksam zu diskutieren.

Wissenschaftskommunikation

  • Ziel: Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen
  • Fokus: Verbindung zwischen Forschung und sozialen Themen herstellen.

Krisenkommunikation

  • Ziel: Schaden begrenzen oder vorbeugen
  • Fokus: effektive Kommunikation in Krisensituationen, um Vertrauen zu erhalten

Öffentlichkeitsarbeit

  • Ziel: durch systematische Kommunikation Verständnis, Bekanntheit und Vertrauen schaffen.
  • Fokus auf Austausch mit der Öffentlichkeit, um einen Nährboden für kurzfristige Kommunikationsziele zu schaffen.

Marketing

  • Ziel: Sichtbarkeit, Positionierung, Erfolg kommunizieren
  • Fokus: positive Aspekte und Nutzen herausstellen

Werbung

  • Ziel: Fachkräfte, Spenden, Engagierte gewinnen
  • Fokus: Gezielte Werbemaßnahmen, um Anschlusshandeln sicherzustellen (z.B. Klick, Spende, Bewerbung)

Influencing

  • Ziel: Beeinflussen von Meinungen und Überzeugungen.
  • Fokus: durch soziale Medien und andere Plattformen eine breite Reichweite erlangen, um Themen wie Armut oder Chancengleichheit öffentlichkeitswirksam zu diskutieren.

Wissenschaftskommunikation

  • Ziel: Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen
  • Fokus: Verbindung zwischen Forschung und sozialen Themen herstellen.

Krisenkommunikation

  • Ziel: Schaden begrenzen oder vorbeugen
  • Fokus: effektive Kommunikation in Krisensituationen, um Vertrauen zu erhalten

Was sind Ziele im Marketing sozialer Einrichtungen?

Ranke die unten genannten Ziele für deine soziale Einrichtung, indem du die Zahlen von 1 bis 9 vergibst. Das wichtigste Ziel bekommt eine 1, das am wenigsten wichtige eine 9. Fehlt dir ein wichtiges Ziel? Ergänze es unten und beziehe es in dein Ranking ein.

 

Ich möchte … Mit dieser Priorität (vergib hier die Zahlen 1-10)
Unsere Sichtbarkeit und gesellschaftliche Anerkennung erhöhen
Unsere interne und externe Kommunikation verbessern
Den politischen und öffentlichen Dialog rund um unser Thema fördern
Werte und ethische Grundsätze in unserem Auftreten sichtbar machen
Innovation und Entwicklung fördern
Unsere bisherigen PR-Inhalte und Kanäle optimieren
Unsere Erfolge (besser) kommunizieren
Netzwerke bilden und gemeinsam kommunizieren
Bestimmte quantitative Ziele erreichen wie eine höhere Auslastung, Mitarbeitende gewinnen, Spenden werben …
Ich habe ganz andere Ziele, nämlich …

Schreibe deine 3 Top-Ziele auf und merke sie dir für später. 

Wie du PR-Ziele für das Marketing sozialer Einrichtungen konkretisierst

PR-Ziele sollten S.M.A.R.T. sein: spezifisch, messbar, attraktiv, erreichbar und terminiert.

Wir werden bis [Datum] [Ziel] erreicht haben und so [übergreifendes Ziel].

Beispiele für SMARTe Ziele:

  • Wir werden im nächsten Kalenderjahr 20 % mehr Workshop-Anmeldungen erreicht haben und so unsere Veranstaltungen stärker auslasten.
  • Wir werden bis März 2025 fünf positive Bewertungen auf unsere Website gestellt haben, um das Vertrauen in unsere Bildungsangebote zu steigern.
  • Wir werden bis Ende dieses Jahres zwei Artikel oder Interviews in der lokalen Zeitung erreicht haben, um unsere Bekanntheit durch Medienpräsenz zu erhöhen.

Und jetzt du: Nimm dir noch einmal deine Top-3-Ziele von oben vor und formuliere sie SMART. Tipp: Daraus können jetzt auch mehr als 3 Unterziele werden. 

Wie ihr als soziale Einrichtung eure Marketingziele priorisiert

Welches Ziele sollte im Marketing eurer sozialen Einrichtung als erstes angegangen werden? So findest du es heraus: Schreibe deine smarten Ziele auf Moderationskärtchen und sortiere sie in diese vier Kategorien. 

Ziele setzen im Marketing sozialer Einrichtungen

Im Marketingworkshop: Schreibt alle eure 3 Top-Ziele auf Moderationskärtchen, pinnt sie ans Flipchart und stellt sie den anderen Workshop-Teilnehmern vor. Sortiert jetzt gemeinsam eure gesamten Top-3-Ziele in die vier Kategorien. 

Wer sind die Zielgruppen im Marketing eurer sozialen Einrichtung?

Nimm dir 2 Minuten Zeit. An welche Personengruppen denkst du, wenn von »Zielgruppen« die Rede ist? Und welchen Nutzen haben Zielgruppen von eurem Angebot? Finde Nutzen-Argumente aus der Sicht von mindestens sieben Zielgruppen.

Zielgruppe Nutzen
Bereits bekannte Adressat*innen »Das Angebot hilft mir, indem …«
Mögliche neue Adressat*innen  
Angehörige, Nachbarn, Freunde  
»Täter*innen« (z.B. bei Diskriminierung)  
Pädagogische und soziale Fachkräfte  
Multiplikator*innen (Journalist*innen, Influencer*innen, Blogger*innen)  
Fürsprecher*innen (z.B. aus der Politik)  
Teammitglieder (auch ehemalige oder neue)   
Breite Öffentlichkeit  
Deine eigenen Ideen  

Im Marketing-Workshop: Teilt euch nach Zielgruppen auf und tragt die Nutzen-Argumente dann zusammen. 

Wichtig: An dieser Stelle solltest du dich wirklich in die Köpfe deiner Zielgruppe versetzen. Die hat oft nicht nur einen sachlichen, sondern auch einen emotionalen Nutzen von einem Angebot.

Ein Beispiel: Eine Journalistin möchte Texte schreiben, die für die Menschen ihrer Region wirklich hilfreich sind – weil sie wertvolle Lebensratschläge bieten oder weil die Zeitung rechtzeitig darüber informiert, dass ihr eine Veranstaltung plant, zu der z.B. ein bekannter Redner eingeladen ist.

Wenn die Journalistin sich darauf verlassen kann, dass du ihr einmal pro Jahr einen interessanten Interviewpartner vermittelst, den ihre Leser*innen dann bei eurer Veranstaltung selbst treffen können, ist das ihr emotionaler Nutzen – und nicht das Angebot eurer sozialen Einrichtung an sich (z.B. Suchtberatung).

Ordne zu: Wer könnte was über eure soziale Einrichtung sagen?

Zielgruppen im Marketing sozialer Einrichtungen

Für einen Marketingworkshop mit deinen Kolleg*innen kannst du die Zitate natürlich anpassen. Hilfreich ist, wenn sie wirklich aus Sicht der Zielgruppen formuliert sind. Schreibt euch die wichtigsten Zitate auf Postkarten und pinnt sie im Büro gut sichtbar an. So behaltet ihr die Zielgruppen-Perspektive im Alltag bei. 

Wie aus Zielgruppen Multiplikator*innen werden

Zielgruppen zu erhalten ist oft viel leichter als neue Zielgruppen zu gewinnen. Aber wie könnt ihr das in der Öffentlichkeit gezielt nutzen?
  • Teilnehmer*innen, die regelmäßig kommen, erzählen anderen von guten Erfahrungen. Vielleicht auch auf Eurer Website?
  • Die Lokalzeitung veröffentlich regelmäßig eure anstehenden Termine. Aber vielleicht möchte die Redaktion lieber vorher ein spannendes Interview mit euren Referent*innen führen, statt nachträglich von dem Termin zu berichten? Und was haben eure Referent*innen davon?
  • Ihr nutzt einige Räume im Wechsel mit lokalen Vereinen. Wie wär’s, wenn ihr mit ihnen im Gespräch bleibt und eine gemeinsame Veranstaltung konzipiert oder euch im Marketing gegenseitig unterstützt?

Denkt in eurer Öffentlichkeitsarbeit immer einen Schritt weiter: 

  • Was bewegt zufriedene Adressat*innen, von Eurem Angebot weiterzuerzählen? Wie erreicht Ihr deren Freunde, Nachbarn, Familienangehörige?
  • Wie und wo könnt Ihr die Inhalte Eurer Beratung für Interessierte aufbereiten (z.B. FAQ auf der Website), um Neugier zu wecken und die Hürde zu senken, eure soziale Einrichtung aufzusuchen?
  • Welche Synergien könnt Ihr in der Region nutzen (Kooperation mit Vereinen, Schulen, Wirtschaftsunternehmen)?

Im Marketingworkshop: Überlegt in Zweier-Teams, was Zielgruppen brauchen, um zu Multiplikator*innen zu werden. Habt schon daran gedacht, um positive Google-Bewertungen zu bitten? Oder mit den Besucher*innen eures Quartierszentrums zu überlegen, wer aus ihrer Nachbarschaft vielleicht auch zum Sommerfest käme, wenn er von ihnen persönlich eingeladen würde? Und: Sind eure Botschaften so klar, so dass die Zielgruppen sie einfach weitersagen können?

Wie du im Marketing sozialer Einrichtungen klare Botschaften sendest

Versuche, deine soziale Einrichtung möglichst genau in einem Satz zu beschreiben: 

Wir sind …

… und wir helfen / unterstützen / fördern …

weil / um zu …

Und, war das schwierig?

Effektive Öffentlichkeitsarbeit stellt sicher, dass die Zielgruppen verstehen, was eure soziale Einrichtung bietet – und in der Lage sind, es in ihren eigenen Worten weiterzugeben und weiterzuempfehlen.

Dafür ist wichtig, dass Ihr selbst klare Botschaften definiert, die Ihr auch immer wieder benennt, durch Beispiele und Geschichten »beweist« und dass Ihr euch traut, weniger wichtige Aspekte in der Öffentlichkeitsarbeit wegzulassen.

Diese vier Fragen helfen, klare Botschaften zu vermitteln:

Markenprozess für soziale Einrichtungen – Übung und Beispiel

Wichtig: Die Antworten auf die vier Fragen sollten aufeinander aufbauen!

Hier findest du dazu Übungen und einen Workshop-Impuls zum Download

Müssen wir uns im Marketing sozialer Einrichtungen für eine Kernbotschaft entscheiden?

Manchmal fällt es schwer, sich im Marketing sozialer Einrichtungen auf eine Kernbotschaft zu konzentrieren.

Mehrere Kernbotschaften können sinnvoll sein, wenn:

  • Ihr viele Zielgruppen mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen habt
  • Ihr sehr unterschiedliche Dienstleistungen anbietet

Doch es ist sinnvoll, sich auf eine Kernbotschaft zu konzentrieren, wenn:

  • Ihr mit wenig Ressourcen ausgestattet seid
  • Ihr eure Botschaften effektiv verbreiten und umsetzen wollen

Gleichgültig, für wie viele Kernbotschaften ihr euch entscheidet: Stellt sicher, dass sie klar und präzise formuliert sind und sich in eurem öffentlichen Auftritt (z.B. Slogan) und eurem Angebot widerspiegeln. 

Dieses Beispiel eines Bildungszentrums zeigt, wie sich die Kernbotschaft (»Wie sind wir?«) in einem Slogan (»Wie treten wir auf?«) und in der Ausrichtung des Bildungsangebots (»Was bieten wir an?«) konsistent widerspiegeln kann.
Kernbotschaften im Marketing sozialer Einrichtungen definieren
Kernbotschaften im Marketing sozialer Einrichtungen definieren
Kernbotschaften im Marketing sozialer Einrichtungen definieren

Resümee: Tipps für klare Botschaften im Marketing

  • Seid mutig: Konzentriert euch in der Öffentlichkeitsarbeit auf wenige Aspekte, die euch besonders wichtig sind.
  • Benennt eure Kernbotschaften klar. Erzählt in eurer Öffentlichkeitsarbeit immer wieder Beispiele, die diese Botschaften untermauern und belegen.
  • Versetzt euch in die Köpfe der Zielgruppen und benennt den Nutzen, den diese durch euer Angebot haben.
  • Reflektiert auch, wie diese Aspekte in euren Angeboten gelebt werden. Konzentriert euch in eurer Öffentlichkeitsarbeit darauf.
  • Lasst Unnötiges weg. So vermeidet Ihr Verwirrung und stärkt das Vertrauen der Zielgruppen in Eure Kompetenz und euer Angebot.

Gleichgültig, für wie viele Kernbotschaften ihr euch entscheidet: Stellt sicher, dass sie klar und präzise formuliert sind und sich in eurem öffentlichen Auftritt (z.B. Slogan) und eurem Angebot widerspiegeln. 

Wie geht Krisenkommunikation?

Im Marketingworkshop: Teilt euch in Kleingruppen auf. Bearbeitet das Beispiel und überlegt: Welche Maßnahmen kann die Schule ergreifen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen? Welche alternative Kommunikationsstrategie empfehlt ihr der Schule fürs nächste Mal? Mit welchen Argumenten könnt ihr die Schulleitung von eurem Kommunikationsfahrplan für die Zukunft überzeugen? Tauscht euch dann im Plenum aus. 

Beispiel: In einer Schule wird ein Schmuckstück aus der Umkleide der Sporthalle geklaut. Eltern beschweren sich bei der Schulleitung. Die Schulleitung reagiert abwehrend. Eltern wenden sich an die Lokalpresse. Diese macht eine Umfrage unter allen Schulen des Ortes, wie sie mit solchen Fällen umgehen.

Die betroffene Schulleitung ist zuerst nicht erreichbar und sagt der Presse schließlich, Kinder sollten keine Schmuckstücke zur Schule mitbringen. Im späteren Zeitungsbericht werden andere Schulen des Ortes hingegen zitiert mit Aussagen wie: »Sowas nehmen wir sehr ernst«, »Wir arbeiten eng mit Schulsozialarbeit zusammen«. Die betroffene Schule fühlt sich schlecht dargestellt und ärgert sich über Lokalpresse.

Krisenkommunikation in sozialen Einrichtungen

Okay, zugegeben. Im oben beschriebenen Beispiel geht es nur um eine kleine Krise. Niemand wird verletzt oder stirbt. Und die Betroffenen bleiben handlungsfähig.

Mir geht’s hier um ein Prinzip: PR-Krisen können immer auch durch geringfügig erscheinende Ereignisse ausgelöst werden. Ob sich eine PR-Krise entwickelt, hängt nämlich nicht vom Schaden ab, sondern von:

  1. der Bewertung
  2. äußeren Umständen wie der politischen Lage oder anderen Diskussionen zum Thema
Krisenkommunikation in sozialen Einrichtungen

Was ist eine PR-Krise?

Eine PR-Krise ist eine Situation, die das Renommee, das Image einer Einrichtung und ggf. ihres Dachverbandes nachhaltig gefährden und schädigen können. Sie hat das Potential, über öffentliche Resonanz das Ansehen und die Glaubwürdigkeit zu gefährden.

Merkmale einer PR-Krise

  • Etwas Schreckliches geschieht, man weiß nichts Genaueres, man fühlt sich verunsichert.
  • Eine Person / Behörde / soziale Einrichtung wird beschuldigt.
  • Medien und im Internet-aktive Leute suchen Fehlverhalten, Schuldige, Fehler.

Was tun in einer PR-Krise?

Keine Krise gleicht der anderen! Aber: die Verhaltensnotwendigkeiten sind immer gleich:

  • Schnell sein
  • Erreichbar sein
  • Vorbereitet sein
  • Laufend beobachten und neu justieren

Denn: Man kann nicht nicht kommunizieren!

Wie geht Krisenkommunikation?

Genauso, wie Kommunikation sonst auch sein sollte:

  • Wahrheitsgemäß
  • Schnell
  • Zuverlässig
  • Regelmäßig
  • Sachlich, ohne Bewertung
  • Nur auf Faktenlage

Was ist gut?

  • Emotionale Betroffenheit zeigen
  • Momentanen Stand der Dinge berichten
  • Erklären, was man weiß und was man warum tut
  • Sagen, was man als nächstes vor hat
  • Stand von davor korrigieren, wenn notwendig
  • Nächste Informationen ankündigen

Was geht auf keinen Fall?

  • Kalt bleiben
  • Abwehren
  • Mauern
  • So tun, als ob man alles im Griff habe
  • Kein Bemühen zeigen
  • Nicht erklären

Denn: Man kann Vertrauen auch durch Gesten verspielen.




Was ist falsches Verhalten in der PR-Krise?

Niemals tot stellen. Also auf keinen Fall ein Kommentar wie: »Wir waren’s nicht! Wir sagen nix!« Besser ist: »Wir fühlen mit! Wir sind ratlos!«

So kann Verhalten negativ gedeutet werden

  • Sprachlosigkeit – „Die wollen etwas verheimlichen“
  • Verspätete Reaktion – „Die haben das Ereignis nicht im Griff“
  • Unwahre Aussagen – „Die lügen uns an“
  • Uneinheitliche Information – „Jeder sagt etwas anderes“
  • Unsicherheit – „ Dem kann man nicht glauben“
  • Sensibilität der Öffentlichkeit unterschätzen – „die leben ja auf einem anderen Stern“

So geht professionelle Krisenkommunikation

  • One-Voice-Prinzip (Steigerung: One-Face-Prinzip!)
  • Kernbotschaften transportieren
  • Immer Emotionen nach vorne stellen (Empathie – „Opfer“ – Ereignis – Wir – Empathie)
  • Offen und transparent kommunizieren, liefern-liefern-liefern
  • Alle Medien gleich behandeln
  • Nichtwissen zugeben
  • „Kein Kommentar“ ist tabu
  • Intern vor extern – Betroffene möglichst vor den Medien informieren

Das sind die allerersten Schritte

1. Meldekette. Infos an:

  • Vorstand
  • Pressestelle
  • zuständige Abteilungsleitung
  • ggf. Justitiariat
  • untergeordnete Instanzen
  • übergeordnete Instanzen

2. Krisenstab einberufen. Erreichbarkeit (dienstlich + privat) und Aufgaben klären.

  • So bald wie irgend möglich tagen
  • Sachlage berichten, wer ist wie wo und womit betroffen
  • Wer muss wie und wann benachrichtig werden –Betroffene, Familien!
  • Nächste Schritte festlegen
  • Evtl. erstes Wording festlegen
  • Eine*r erstellt, alle gehen gemeinsam durch
  • Feste Ansprechpartner*in für Anfragen von außen festlegen
  • Nächstes Treffen festlegen
  • Festlegen, wer Social-Media-Kanäle sperrt / beobachtet / bespielt
Im Marketingworkshop: Teilt euch in Dreiergruppen auf. Lest das Beispiel zur Krisenkommunikation.  Führt dann das Rollenspiel »8a-Meldung« durch.
Übung zur Krisenkommunikation in der Sozialen Arbeit

Weitere Materialien für den Marketingworkshop

Marketing für soziale Einrichtungen

Meine Impulse für Marketingworkshops und das Selbstlernen zum Marketing sozialer Einrichtungen stelle ich dir gerne zur Verfügung. Du hast Fragen? Schreib mich einfach an! Ich freue mich auch über deine Nachricht, wenn dir etwas besonders gefällt: hallo@rebekkasommer.com

Das Magazin über Soziale Arbeit, Marketing und Sprache

Markenprozess für soziale Einrichtungen – Übung und Beispiel

Hosentaschenmarketing für soziale Einrichtungen – Impulse für Workshop, Selbstlernen und Co.

Soziale Arbeit Pressearbeit

PR-Frau und Streetworkerin im Gespräch: ein Beispiel für Öffentlichkeitsarbeit im Team

Social Marketing Soziale Arbeit

Online-Bewertungen im Marketing sozialer Einrichtungen nutzen

Was denkst du darüber?